Mit Maske unterwegs

„Nächstes Jahr möchte ich endlich mal wieder auf einen Faschingsball mit dir gehen!“ habe ich zu meinem Mann im letzten Jahr gesagt, nachdem er mich gefühlt 20 Jahre auf das nächste Jahr vertröstet hatte. Dann habe ich uns ein 70er Jahre-Outfit bestellt, und er musste (mehr oder weniger freiwillig) mit, bzw. durch ;o)

Da hatte ich noch keine Ahnung, welche Bedeutung „maskieren“ in ein paar Monaten bekommen könnte.

Schon die letzten Wochen haben aufgrund von Corona viele Menschen freiwillig eine Maske getragen. Ab heute (27.04.2020) ist es an bestimmten Orten Pflicht. Und ich höre, lese und sehe, wie unterschiedlich die Menschen mit dieser Entscheidung umgehen. Von Unterstützung, über Hinnehmen bis zu völliger Ablehnung.

Was verbindest du ganz generell mit einer Maske?

  • Siehst du darin den medizinischen Schutz, wie wir ihn aus Krankenhäusern oder Arztpraxen kennen? 
  • Bringst du sie mit einer Glaubensrichtung in Verbindung? 
  • Mit etwas tun müssen, was du nicht möchtest? 
  • Denkst du vielleicht an Fasching, den Karneval in Venedig? An Feiern, Freude und Buntes?
  • Oder sich/etwas dahinter verstecken? Sich nicht zeigen?

Beim letzten Satz frage ich mich: Wie oft tragen wir im „normalen“ Leben eine Maske? Eine unsichtbare Maske.

Wenn wir ja zu etwas sagen und nein meinen? Wenn wir nicht zulassen oder zeigen, wie es uns wirklich geht? Wenn wir unsere innere Stimme zwar hören aber anders handeln? Nach außen etwas darstellen, das wir nicht sind? Nein, es liegt nicht an dieser Art von Maske, wie wir sie jetzt tragen müssen, ob wir wir selbst sind.

Wenn wir mal alles, was wir mit der Maske in Verbindung bringen, außen vor lassen würden…

und neugierig erforschen, wie wir die Welt mit Maske erleben?

Was sähen wir dann? 

Ich bin gefordert laut und deutlich zu sprechen, sonst versteht mich der Mann hinter der Wursttheke nämlich nicht. Wenn man die Lippen sieht, geht‘s auch mal mit nuscheln. Jetzt muss ich laut und deutlich sprechen. So trainiere ich meine Stimme.

An der Kasse mache ich einen Scherz und lache. Ach so, denke ich, das sieht man ja gar nicht. Als ich das der Dame an der Kasse sage meint sie: „Doch, doch, das sieht man an ihren Augen.“ Ja, wir sehen im Moment nicht viel vom Gesicht unserer Mitmenschen. Aber wir sehen ihre Augen. „Augen lügen nicht“ sagt ein altes Sprichwort. Vielleicht schauen wir uns jetzt wieder mehr in die Augen?

Ich bin draußen und nehme meine Maske ab. Ich nehme die frische Luft viel bewusster wahr. Und wie leicht es geht, zu atmen. Mir wird mein Atmen bewusst und ich genieße ein paar tiefe Atemzüge.

Keine Frage, sicher wäre uns allen lieber, die Maske nicht zu tragen und das Virus Vergangenheit schreiben zu lassen. Doch was wir aus der Situation machen, liegt an uns selbst.

Ich habe mich entschieden: Wenn schon, dann darf‘s a bissl bunter sein;O) Vielen Dank, liebe Anja für die schönen, farbenfrohen Masken, die du gezaubert hast. Du hast es geschafft, dass ich sie gerne und mit einer fröhlichen Grundstimmung aufsetze. Nur eins muss ich noch lernen: Dass mein geliebter Lippenstift auf der Innenseite der Maske keinen Sinn macht.

ACHTSAMKEITSÜBUNGEN IM UMGANG MIT DER MASKE

  • Mit welchem inneren Filter setzt du deine Maske auf? Ist Angst spürbar? Oder Ablehnung? Gib dem Gefühl Raum, da sein zu dürfen. Halte inne und wende dich der unmittelbaren Erfahrung zu. Der Berührung mit dem Stoff, der Wärme… Sich selbst so gut es geht mit einem Akt der Freundlichkeit und Selbstfürsorge begegnen. Die Aufmerksamkeit auf etwas Heilsames richten.
  • Beobachte deine Körperhaltung, wenn du mit Maske ein Geschäft betrittst. Wenn du ein Wort dafür finden würdest – welches wäre es? Zurückhaltend, offen, unsicher, bedrückt, selbstbewusst… Wie fühlt sich das an? Mache dir bewusst, dass unser Körper, unsere Gedanken und Gefühle nicht getrennt voneinander betrachtet werden können. Verändere deine Körperhaltung und du veränderst deinen Geist. Probiere es aus.
  • Wenn du im Geschäft mit Menschen sprichst, nimm bewusst Blickkontakt auf. Erlebe, welche Wirkung das auf die Kommunikation hat.
  • Nimm deine Maske ab und wende dich deinem Atem zu. Nehme einige bewusste tiefe Atemzüge im Freien. Atme tief in den Bauch ein und aus. Dann lasse deinen Atem in seinem natürlichen Rhythmus fließen und wende dich ihm mit liebevoller, dankbarer Aufmerksamkeit für einige Minuten zu.

1 Kommentar
  1. Sabine Läpple sagte:

    Vielen Dank für diesen Artikel, liebe Christine! Ich gebe zu, dass mich die Maske ziemlich stört. Es kommt mir zum einen ein wenig albern vor, weil ich mich tatsächlich verkleidet fühle und zum anderen habe ich das Gefühl, schlecht Luft unter der Maske zu bekommen. Das Lächeln mit den Augen funktioniert aber tatsächlich gut, man merkt es an der Reaktion seines Gegenüber. In Zukunft nehme ich mir vor, dieses temporäre Accessoire nicht schon gleich beim Anziehen als doofe Verkleidung und Frischluft-Räuber zu verurteilen. Vielleicht werden die Make und ich dann sogar noch Freunde … wobei, so weit würde ich dann doch nicht gehen ;-)

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