UND – ALLES GUT?

„Alles gut?“
Mit diesen Worten werde ich oft im Fitnessstudio begrüßt. Und ich ertappe mich dabei, zu sagen: „Ja, ja – alles gut.“ Aber muss denn immer ALLES gut sein? Und gibt es das überhaupt? Und was ist damit gemeint? Ob es im Job läuft? Ob ich gesund bin? Oder wie meine Stimmung ist?

60.000 Gedanken sind es, die wir im Durchschnitt täglich denken. Je nachdem, wie wir unterschiedliche Situationen im Laufe des Tages bewerten und was wir dadurch über die Welt und uns denken, entstehen die unterschiedlichsten Gefühle. 

Martin Seligmann, ein US-amerikanischer Psychologe und einer der wichtigsten Pioniere der positiven Psychologie hat das PERMA-MODELL entwickelt. In seinem Buch „Wie wir aufblühen“ beschreibt er die 5 Säulen des persönlichen Wohlbefindens.

PERMA ist ein Akronym und steht für:

P – Positive Emotions = positive Gefühle

E – Engagement = Engagement

R – Relationship = positive Beziehungen

M – Meaning = Sinn erleben

A – Accomplishment = Ziele erreichen

In diesem Blog-Beitrag geht es um das P – positive Emotions.

 

Nicht gemeint ist damit, negative Gefühle wegzudrücken oder zu überdecken. Das mag manchmal funktionieren, macht auf Dauer aber nicht gesund und glücklich.  Alle Gefühle wollen gesehen werden. Die Frage ist nur, wie kann ich mein Leben gestalten, um mehr Raum für positive Gefühle zu kreieren? Und was macht mir positive Gefühle?

Dabei unterstützt die Flourishing Frage
„Welche Qualitäten in meinem Leben möchte ich düngen und gut gießen?“

Qualitäten können so etwas sein wie Liebe, Gelassenheit, Ruhe, Freude…
Und ist das, was ich gerade denke und tue etwas, das dazu beiträgt?

Positive und negative Gefühle gehören zu unserem Leben. Ausschlaggebend ist das Verhältnis. Wenn die einzige Freude des Tages das Glas Wein am Abend ist, ist das ein bisschen wenig. Pflegen wir die für uns wichtigen Qualitäten im Leben und führen wir ein erfülltes Leben, ist das eine gute Voraussetzung dafür, mehr positive als negative Gefühle zu erleben.

 

Übung „Emotion-Leaves“

Diese Übung unterstützt dabei, mehr Bewusstheit für die Auswirkung von Situationen auf die persönliche Gestimmtheit zu bekommen.
Wer ein Tagebuch oder Bullet-Journal führt, kann diese Übung dort gut integrieren. Ansonsten reicht auch ein DIN-A 4 Blatt und Farbstifte.
Zeichne einen Zweig über deine DIN-A 4 Seite oder eine Doppelseite deines Journals und „bestücke“ den Zweig mit 30 bzw. 31 Blättern – eines für jeden Tag des Monats.

 

 

Nimm dir dann am Abend ein paar Minuten Zeit, um nachzuspüren „Wie bewerte ich meine Stimmung für diesen Tag?“ 

Welche Farbe bekommt dein Blatt heute? Und dann schreibe daneben, welche Situationen und Gedanken dazu beigetragen haben, dass du dich für diese Farbe entschieden hast. 

Wenn du dir mind. einen Monat lang täglich ein paar Minuten dafür Zeit nimmst, bekommst du ein gutes Gefühl dafür, wie es mit deiner Gefühlsbalance aussieht und wie du diese selbst beeinflussen kannst.

Gönne dir bewusst diese paar Minuten täglich – WEIL DU ES WERT BIST!!!

 

Viel Freude beim „Aufblühen“!

DAS KANN DOCH JEDER

Beim letzten Training sagte ein Teilnehmer beim Feedback: „Du kannst echt gut zeichnen. Das hilft mir, die Inhalte im Gedächtnis zu behalten. Vielen Dank dafür.“ Und es lag mir schon auf der Zunge, dieses „Das ist doch nichts Besonderes – das kann doch jeder.“ Gerade hatte ich es mir noch verkniffen und stattdessen „Danke“ gesagt. Kennst du das?

Gerade unsere gelebten Stärken sind es doch, die uns aufblühen lassen.

Aber manchmal sind wir blind dafür. Vielleicht, weil sie für uns schon zur Normalität geworden sind? Vielleicht, weil wir als Kind gesagt bekommen, „Man gibt nicht an“ und wir angehalten wurden, uns zurückzuhalten? Oder wir haben den Eindruck vermittelt bekamen, dass Stärken etwas Trennendes sind und wir wollten doch dazugehören? So sein wie die anderen. Aber wie sind denn die anderen? Anders eben!

Also – sollten wir nicht die Fensterscheibe putzen, um einen klareren Blick auf unsere Stärken und vielleicht noch schlummernden Talente zu bekommen und sie mehr in unser Leben integrieren?

Flourishing Frage
„Welche Talente möchte ich sich entfalten lassen?“

Diese Gedanken können dich deinen Talenten näher bringen:

– Was habe ich als Kind gerne getan?
– Bei welchen Dingen vergesse ich schon mal die Zeit?
– Welche Tätigkeiten mache ich gerne?
– Was fällt mir leicht?
– In welchen Situationen fühle ich mich besonders wohl?
– Was macht mir Freude?
– Wofür bekomme ich von anderen Menschen immer wieder positives Feedback?

Mit Sicherheit hast du viele Talente schon in dein Leben integriert und sie durch erlernte Fähigkeiten und Übung zu deiner Stärke gemacht. Andere warten vielleicht noch darauf, sich entfalten zu dürfen.

Ich habe musikalisches Talent. Beim Musikmachen vergesse ich schon mal die Zeit und es geht mir richtig gut. Ich kann Gitarre und Keyboard spielen.
Und ich habe eine Ukulele…

Also ich nutze jetzt gleich mal die Gelegenheit und mache Nägel mit Köpfen. Ich rufe meine Freundin an und vereinbare einen Termin für den schon länger geplanten Ukulele-Kurs;O))

UND WAS GENAU IST FLOURISHING?

Flourishing – Aufblühen, ist ein Schlüsselbegriff aus der positiven Psychologie  – der Wissenschaft vom gelingenden Leben.

Eine Knospe, die sich entfaltet und erblüht, können wir uns wahrscheinlich alle gut vorstellen. Doch was bedeutet „Aufblühen“ für uns als Mensch?

Vielleicht magst du dir einen kurzen Moment nehmen und dich an eine Situation erinnern, in der das Wort „Aufblühen“ mit dir in Resonanz geht.

Was kommt in deine Erinnerung? 

 

Zeigt es sich in Form von Bildern, unterstützenden Gedanken, eines wohligen Körpergefühls oder emotionaler Berührtheit? Und was genau ist es, das dich das fühlen lässt?

Flourishing kann gesehen werden als ein Zustand, der unser

Wohlbefinden aus subjektiver, psychischer und sozialer Sicht

umfasst. 

 

Während es beim subjektiven Wohlbefinden (Diener 2000) um die Fragen geht „Wie geht es mir?“ und „Wie zufrieden bin ich?“,

umfasst das psychische Wohlbefinden (Ryff & Keyes 1995)  u.a. die Frage nach dem Lebenssinn, unseren Gestaltungsspielraum und unser persönliches Wachstum.

Da wir als soziale Wesen den Kontakt zu anderen Menschen brauchen, stellt das soziale Wohlbefinden (Keyes 2002) eine weitere Säule für unser Aufblühen dar. Es geht um  Zugehörigkeitsgefühl, Zusammenhalt und unseren Beitrag, den wir für die Gemeinschaft leisten.

 

Also – wie ich finde – wert, sich immer mal wieder Zeit zu gönnen,  zu gießen und zu düngen, was zu diesem Wohlbefinden beiträgt. 

Unsere Blütenknospen mehr und mehr zu öffnen und gemeinsam mit anderen die Welt durch bunte Blumenwiesen mit einer Vielfalt an unterschiedlichen Blumen erstrahlen zu lassen.

 

Flourishing Frage

 „Welche Gedanken möchte ich wachsen lassen – und welche nicht?“

Ca. 60.000 Gedanken denken wir pro Tag. Einige davon sind positiv, andere belastend und schwer. Unser Denken hat Auswirkungen auf unsere Emotionen, auf unseren Selbstwert und unsere Zufriedenheit. Rick Hanson, Neuropsychologe, beschreibt die Negativitätstendenz unseres Gehirns, das Negatives wie Klett und Positives wie Teflon behandelt.

Es geht jetzt nicht darum, Gedanken auszusortieren oder zu ordnen, als ob man den Verkehr regeln würde. Das funktioniert sowieso nicht. Es geht vielmehr darum, sich nicht in negativen Gedanken zu „verstricken“. Leider hängen wir aber oft gerade in dieser Art von Gedanken fest und geraten in Grübelschleifen, oder basteln unsere eigene Geschichte daraus.

Und diese Geschichten sind es, die uns an uns selbst zweifeln lassen,  eine kurze Stimmungsschwankung zu einer belastenden Emotion werden und uns vielleicht nicht in den Schlaf finden lassen.

 

 

Meditation „Vögel beobachten“

Nimm dir ein paar Minuten Zeit, in denen du ungestört bist. Mache es dir bequem und schließe die Augen. 

Stelle dir vor, du sitzt in deinem inneren Garten. Nimm bequem Platz auf einer Bank oder im Gras. 

Ab und zu kommen ein paar Vögel vorbei – in Form von Gedanken. Sie fliegen in deinen Garten. Stelle dir vor, jeder Vogel hat einen Zettel im Schnabel, auf dem der Gedanke steht. Bemerke einfach nur, was auf dem Zettel des Vogels steht – und dann lasse ihn wieder fliegen. Heiße jeden Vogel in deinem Garten willkommen – aber lasse ihn kein Nest bauen.

Vielleicht möchtest du diese Meditation für eine Woche oder länger als kleines Ritual in deinen Tagesablauf einbauen.